Wie stillt eine Brauerei ihren Durst nach Energie?
Episode 6
Brauer unter Druck: Energieeffizienz in Brauereien ausbaufähig
Ein Blick in die Regale in den Supermärkten versinnbildlicht die Lage in der Getränkeindustrie und in den Brauereien. Jede Woche kommen neue Getränke auf den Markt. Es herrscht ein Verdrängungswettbewerb, denn die Konsumenten trinken nicht drei Liter mehr, sondern wählen immer wieder neue Getränke aus. Die Margen sind gering und dazu kommen für die Fassbierlieferanten noch die Einschränkungen, die die Corona-Pandemie seit Beginn des Jahres 2020 mit sich bringt.
„Die Stimmung ist durchwachsen“, berichtet Dr. Gerrit Blümelhuber von der Akademie Doemens, weltweit die Nummer 1 bei den Forschungs- und Lehrbetrieben für Brauereiwesen. Haben die Brauer neue Technologien verschlafen? In dieser Folge des Antriebspodcasts Drehmoment diskutieren Dr. Gerrit Blümelhuber von der Akademie Doemens und René Grywnow von Danfoss Drives über neue Märkte, neue Anforderungen, neue Technik und mehr Energieeffizienz in Brauereien.
Rüstzeiten minimieren
Die Getränkevielfalt nimmt zu, der Konsument reduziert den Bierkonsum, steigt auf andere Getränke um. Neben dem klassischen hellen Bier oder dem Pils, produzieren Brauereien daher bundesweit auch Apfelschorle, Limo, Wasser, alkoholfreies Bier, Mixgetränke und immer wieder neue Biersorten. „Bis zu 50 unterschiedliche Produkte sind das in mancher Brauerei“, erklärt Blümelhuber.
Immer neue Produkte bedeutet aber auch: Mehr Rüstzeiten, mehr Wartung. „Moderne Antriebstechnik rückt bei vielen wieder in den Fokus“, ist René Grywnow von Danfoss Drives überzeugt. Er rechnet vor: „Bei den großen Brauereien bedeuten zwei Prozent Effizienzsteigerungen sofort Millionensummen.“ Neue Technologien wie Condition-based Monitoring für die vorausschauende Wartung sind vor allem bei den Global Playern mit ihren mehr als 70 Produktionsstätten weltweit beliebt.
Energiekosten im Fokus
Fehlt es an Geld? „Ja, vielleicht, aber vor allem fehlt es auch an Wissen“, erklärt Blümelhuber. Vielen Brauereien seien die Energiekosten zwar bewusst, aber das Problem anpacken würden noch zu wenige. Auf zehn Prozent schätzt der Experte den Anteil der Energiekosten. „Bei den kleinen Betrieben kann das aber auch sehr viel höher liegen. Es ist ein Durchschnittswert.“ Der Antriebstechnik würden viele Braumeister keine Bedeutung zumessen. „Thermische Energie im Sudhaus stand in der Vergangenheit im Fokus und da wurde auch investiert, aber viele sind dann stehengeblieben.“ Er vermute, dass viele Unternehmen keine Übersicht über die Anzahl ihrer Antriebe und Pumpen habe. Dabei sollten Brauer auch mit Blick auf die explodierenden Energiekosten die Energieeffizienz in Brauereien in den Fokus nehmen.
CO₂-Abdruck: Da tut sich was
Doch auch die kleinen Unternehmen bewegen sich. Stichwort: CO₂-Abdruck. „Kunden fragen häufiger nach, sind kritischer geworden und die Brauereien setzen nicht nur aus Marketingaspekten auf das Thema, denn wir produzieren ein sehr naturverbundenes Produkt. Eine neue Generation Brauer weiß genau, wenn wir unseren Planeten zerstören, dann haben wir keine Anbauflächen mehr für Gerste, Weizen oder Hopfen. Wir schneiden uns ins eigene Fleisch. Deshalb denken viele Braumeister schon um und fahren neue Energiekonzepte“, erklärt Blümelhuber.