Für mehr Energieeffizienz: Antriebe abwracken?
Episode 2

Im Fokus: Die Energieeffizienz des gesamten Antriebssystem

Im Sommer 2021 trat die neue EU-Energieeffizienzverordnung in Kraft. Sie schreibt höhere Mindestwirkungsgrade für Elektromotoren vor und reduziert die bisherigen Ausnahmen. Das bietet die Chance, die Energiebilanz von Maschinen zu optimieren. Aber kann das schon alles sein? Neben der Betrachtung der einzelnen Komponentenwirkungsgrade, lohnt sich auch der Blick auf die Effizienz des Gesamtsystems. Was die neue Energieeffizienzrichtlinie für die Anwender bedeutet und wie man in Zukunft Effizienz messen sollte, hören Sie in dieser Episode von Drehmoment – Der Antriebspodcast.

Drehmoment - Der Antriebspodcast | Episode 2

Grüner Neustart mit Konjunkturpaket

Technologien für einen Green Restart

Berlin im Corona-Frühjahr 2020. Die Stadt steht weitgehend still. In den Ministerien arbeitet oft nur eine Notbesetzung, doch die Ruhe trügt. Neben den Krisenstäben von Bund und Ländern, arbeiten viele Ministerielle an einem Konjunkturpaket für die stark getroffene Wirtschaft. Markus Lempp vertritt Danfoss in der Hauptstadt und erinnert sich:

Hinter ihm liegen anstrengende Wochen, denn er musste oft in virtuellen Schlangen stehen, um mit den Ministern und Staatssekretären zu sprechen. Jeder wollte etwas vom ersehnten Milliardenförderkuchen abhaben. Lempp forderte immer Investitionen in Technologien für den Klimaschutz. „Wir müssen die Industrieprozesse insgesamt nachhaltig gestalten und nicht nur eine einzelne Industrie fördern“, erklärte Lempp damals und spielte auf die Automobilindustrie an. 

Das Konjunkturpaket gibt ihm heute recht. „Natürlich profitieren auch die Autobauer davon, denn der Staat unterstützt die E-Mobilität und moderne Produktionstechnologien, die auf die Klimaziele einzahlen und gleichzeitig die Stückkosten reduzieren. Das bietet dann aber insgesamt die Chance, die Energiebilanz von Maschinen zu optimieren. Welche Chancen genau, das haben wir bei Danfoss in der Green-Restart-Initiative zusammengetragen. Sie zeigt Lösungen für einen nachhaltigen Wandel im Gebäude- und Mobilitätssektor sowie in der Industrie, die dabei helfen, einen grünen Neustart zu realisieren."

Hand in Hand: Klimaschutz, Konjunkturpaket,
EU-Energieeffizienzverordnung

Klimaschutz und Konjunkturpakete müssen in Deutschland Hand in Hand gehen, sonst drohen milliardenschwere Strafzahlungen an die EU. „Es ist eine sehr gefährliche Diskussion, wenn wir den Klimaschutz gegen die Wirtschaft ausspielen. Nur wenn beide Themen Berücksichtigung finden, können wir Exportweltmeister bleiben", erklärt Lempp.

Und wie sieht es in Brüssel selbst aus? Etwas enttäuscht waren einige Beobachter, dass während der Coronakrise einige Klimaschutzthemen von der Agenda gestrichen wurden. "Aber die Ziele bleiben dennoch weiterhin bestehen“, so Lempp. Eine nachhaltige, klimafreundliche Wirtschaft wollen viele in der EU. Und für manchen ist das gerade ein echter Perspektivwechsel.

Antriebsexperte Michael Burghardt blickt teils skeptisch auf einzelne EU-Initiativen. Denn auf EU-Ebene betrachtet man vor allem die Energieeffizienz einzelner Komponenten in Antriebssystemen. Genau hier komme die Branche aber an eine physikalische Grenze. „Stellen Sie sich vor, sie haben einen Motor mit 100 W und der hat einen Wirkungsgrad von 90 Prozent, dann haben wir 10 W, um vielleicht eine neue Wirkungsklasse reinzudrücken – dann noch eine und noch eine und noch eine. Das macht einfach keinen Sinn. Wir müssen zu einer Systembetrachtung kommen.“ Die Anwender und Maschinenbauer könnten das leisten, aber die Marktüberwachung tut sich schwer. „Die Komponentenwirkungsgrade sind ziemlich ausgereizt. Wir müssen neu und wir müssen in Systemen denken“, unterstreicht Burghardt nochmal und gibt damit seinem Kollegen Markus Lempp in Berlin eine weitere Aufgabe für die politische Diskussion. Auch hier geht es um nichts geringeres als einen Perspektivwechsel.

EU-Energieeffizienzverordnung setzt den Rahmen für effiziente Komponenten

Nächstes Level: EU-Energieeffizienzverordnung für Motoren 2021

Doch was bedeutet das konkret für den Anwender? Am 1. Juli 2021 trat die neue EU-Energieeffizienzrichtlinie für Motoren in Kraft. Sie schreibt höhere Anforderungen an die Energieeffizienz von Elektromotoren vor – mit neuen Mindestwirkungsgraden und reduzierten Ausnahmen. Auch Frequenzumrichter sind von der Verschärfung betroffen.

Michael Burghardt von Danfoss Drives kommentiert: „Anwender können ihre alten Anlagen auch jetzt noch einfach weiterfahren,. Der Aufwand für die Wartung ist aber hoch und dieser lohnt sich oft nicht, wenn man den Wirkungsgrad betrachtet. Bei einem alten Motor verliert der Anwender rund 10 Prozent Wirkungsgrad. Eine Neuinvestition rechnet sich daher häufig schnell, besonders bei den stetig steigenden Strompreisen.“

Eine genaue Analyse der Veränderungen, die die nächste Stufe der EU-Energieeffizienverordnung für Motoren und Frequenzumrichter mit sich bringt, diskutieren Markus Kutny von Bauer Gear Motor und Michael Burghardt von Danfoss Drives in Episode 8 von Drehmoment – Der Antriebspodcast.

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